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Writer's pictureLukas Naab

Smart Hospital – Teil II


Nachdem wir in unserem letzten Beitrag der Reihe die Vorteile eines Smart Hospital für das Medizincontrolling beleuchtet haben, gehen wir heute in unserem zweiten Teil auf andere Bereiche im Krankenhaus ein und erklären, wie durch smarte Prozesse das Patientenempfinden optimiert werden kann.


Lange Wartezeiten sowie gestresstes und überfordertes Personal gehören heute leider fast schon zum Klinikalltag. Dafür gibt es viele unterschiedliche Ursachen, doch sie alle führen dazu, dass am Ende kaum Zeit bleibt, um so auf den Patienten einzugehen, wie man es eigentlich gern tun würde – eine für alle Seiten frustrierende Realität.


Bei den Themen Digitalisierung, Automatisierung und Smart Hospital geht es nicht um futuristische Operationen und eine gesichtslose Medizin der Maschinen. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und anderen Technologien hilft viel mehr dabei Ärzte und Pfleger bei ihrer Arbeit zu unterstützen bzw. zu entlasten, sodass schließlich mehr Zeit für den Patienten bleibt.


Was ein Smart Hospital von einer herkömmlichen Klinik unterscheidet ist, dass alle Bereiche digital miteinander verknüpft sind – und zwar nicht nur verschiedene Abteilungen im Krankenhaus sondern auch Instrumente, Maschinen, Gebäude etc. So kann z.B. über ein Tablett und smarte Chips auf einen Blick erkannt werden, wo und wie viele frische freie Betten gerade zur Verfügung stehen und welche noch gereinigt werden müssen. Im Folgenden möchten wir Ihnen weitere Beispiele aufzeigen, wie ein Smart Hospital – schon heute oder zukünftig – aussehen könnte und wie neugedachte Prozesse das Wohlsein der Patienten auf eine höhere Ebene bringt.



Notaufnahme


In der Notaufnahme spielt der Faktor Zeit regelrecht eine lebensrettende Rolle. Digitale Optimierungen ermöglichen nicht nur eine reibungslose Einlieferung des gefährdeten Patienten, sondern auch die schnellstmögliche und beste Behandlung. In manchen Fällen beginnen die Schwierigkeiten für die Rettung einer verwundeten Person bereits bei ihrer Lokalisierung. Die Aufspürung des Unfallgeschehens kann durch die Ortung von Mobilfunksignalen erleichtert werden. Vor allem bei Unfällen in den Bergen spart dies überlebenswichtige Zeit ein. So wüsste das Rettungsteam sofort, wie es den Patienten am besten erreichen kann.


Bereits am Unfallort selbst können weiterhin alle relevanten Daten bereits über ein Tablett an die Notaufnahme des Krankenhauses übermittelt werden. Neben Personalien umfassen diese Daten Echtzeitwerte zu Vitalfunktionen, EKGs und auch Fotos vom Unfallort. Im Rahmen des 5G-Innovationswettbewerbs des BMVI wird im Landkreis Uelzen momentan bereits an einer Lösung gearbeitet, die es schafft mittels 5G-Anbindung große Datenmengen aus dem Rettungswagen heraus an die Kliniken zu senden*.


Während der Patient sich also auf dem Weg in die Notaufnahme befindet, werden im Krankenhaus bereits erste Diagnose- und Behandlungsoptionen durchgesprochen sowie ein OP-Saal vorbereitet. Da nicht nur die Kommunikation smart abläuft, sondern auch Gebäude digitalisiert sind, öffnen sich bei der Ankunft des Rettungswagens bereits alle notwendigen Türen für eine reibungslose Einlieferung des Patienten. Der OP-Saal steht bereits zur Verfügung und ist bestückt mit allen notwendigen Medikamenten und medizinischen Geräten für die Behandlung. Die smarte Notaufnahme bietet dem Patienten demnach die größte Sicherheit und legt den Grundstein für die bestmögliche Genesung.



Diagnostik und Behandlung


Im Bereich der Diagnostik findet heute bereits ein vielfacher Einsatz von KI-Systemen Anwendung, die schnellere und treffsicher Diagnosen ermöglichen. So können KI-Anwendungen z.B. radiologische Bilder auf bestimmte Muster untersuchen, um Krankheiten festzustellen. Dabei arbeiten die Anwendungen nicht nur schneller als der Mensch, sondern auch präziser. Weiterhin können Diagnosen zukünftig per Telemedizin von jedem beliebigen Standort erfolgen.


Moderne Technologien bieten natürlich auch in der Chirurgie neue Möglichkeiten. Durch den Einsatz von OP-Robotern erfolgen Operationen mit einer konstanten Konzentration, was von einem Menschen nicht dauernd gewährleistet werden kann. Dies führt im Endeffekt zu weniger Fehlern. Außerdem findet Virtual Surgery Intelligence (VSI) bzw. Holomedizin Einsatz, um dem Chirurgen mittels einer VR-Brille während der Operation parallel zusätzliche Informationen anzuzeigen wie z.B. Aufnahmen von Computertomographien. VR-Brillen können weiterhin genutzt werden, um Bilder und Aufnahmen während der Operation zu tätigen, die im Anschluss in die elektronische Patientenakte (ePA) einfließen. Dies erleichtert dem Arzt die anschließende Dokumentation und schafft wieder mehr Zeit für den Patienten.


Auch in der Pathologie finden sich Innovationen. Proben, die während der Operation entnommen werden, können mittlerweile auch digital auf einem Bildschirm statt unter einem Mikroskop untersucht werden. Sollte der Pathologe zur Sicherheit eine zweite Meinung einholen wollen, können die Proben digital weitergeleitet werden, anstatt sie per Post zu verschicken. Hierdurch entsteht eine Zeitersparnis, die dem Patienten zugutekommt, denn dieser möchte schließlich den Befund schnellstmöglich erfahren. Durch die Digitalisierung der Proben können diese und alle Befunde zusätzlich in die elektronische Patientenakte eingepflegt werden. Eine durchgängige und zuverlässige Dokumentation wird möglich, die durch Aufnahmen o.ä. belegt wird. Letztlich ermöglicht sie eine immer leichtere und bessere Abrechnung im Medizincontrolling.



Pflege


Gerade in der Pflege stellt Zeit- und Personalmangel ein großes Problem dar, das gerade zur aktuellen Situation wieder an großer Aufmerksamkeit erlangt. Einfache Gänge könnten zukünftig durch Serviceroboter verrichtet werden. Sie liefern z.B. Proben ins Labor.

Tabletts an den Krankenhausbetten könnten zudem die Kommunikation zwischen Pflegern und Patienten verbessern, da letzterer durch sie ihre Bedürfnisse genauer mitteilen könnten. Beide Ansätze haben das Ziel das Patientenempfinden zu verbessern, denn letztlich haben Pfleger dadurch mehr Zeit für eine persönliche Unterstützung und mehr Empathie.



Chancen und Vorteile von Smart Hospitals


Die Umgestaltung eines Krankenhauses hin zu einem Smart Hospital erhöht die Qualität der Patientenbetreuung und der Therapie, reduziert Fehler in der Diagnostik, Chirurgie sowie Medikation und sorgt für geringere Wartezeiten und Verweildauern. Durch die Digitalisierung verschiedenster Vorgänge kann zudem eine nahezu lückenlose Dokumentation in die elektronische Patientenakte einfließen, die wiederum der Abrechnung im Medizincontrolling zugutekommt. Weiterhin trägt eine bessere Abrechnung zu einer höheren Wirtschaftlichkeit der Klinik bei. Durch den Austausch von Patienteninformationen zu vor- und nachsorgenden Einrichtungen bekommen die Patienten außerdem die optimale Therapie.



Herausforderungen


Für die Umstrukturierung eines Krankenhauses zu einem Smart Hospital ist eine komplexe und durchdringende IT-Strukturänderung nötig. Essenziell sind unter anderem ein flächendeckendes, starkes WLAN sowie vernetzte Geräte. Die eingesetzten Systeme müssen zudem verlässlich sein, denn immerhin werden sie eingesetzt, um Menschenleben zu retten. Dies ist alles verbunden mit (erstmal) hohen Investitionskosten, die sich über die Zeit aber amortisieren.

Die Umstrukturierung ist allerdings auch ein kultureller Prozess. Das Personal muss abgeholt und mittels Technik-Schulungen auf die neuen Technologien vorbereitet werden. Sie dürfen dem Prozess nicht mit Ablehnung gegenüberstehen.


Die Ziele eines Smart Hospital sind eine optimale Patientenversorgung, effiziente Behandlungen und eine Unterstützung des Personals. Die Organisation fokussiert sich letzten Endes wieder mehr auf den Patienten und die Mitarbeiter.






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